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Wie schaffen wir bezahlbaren Wohnraum und erreichen das Ziel einer klimaneutralen Stadt Konstanz im Jahr 2030?

Die zwei größten Herausforderungen der nächsten Jahre sind die Schaffung von bezahlbaren Wohnungen und das Ziel einer klimaneutralen bis klimapositiven Stadt Konstanz im Jahr 2030. In den letzten Wochen und Monaten habe ich in Gesprächen mit hunderten Konstanzer*innen meine Ideen und Konzepte vorgestellt.

Für mich ist es keine Frage, ob wir bis 2030 klimaneutral werden können. Sondern ich stelle mir die Frage, wie wir dieses Ziel erreichen können. Eins ist heute schon klar: Wir können nicht weiter einen Flächenverbrauch betreiben, wie er seit Jahrzehnten in Deutschland stattfindet und gleichzeitig unsere Klimaziele erreichen. In Deutschland werden täglich 56 Hektar Fläche für Siedlungsbau und Verkehr verbraucht und fast doppelt so viel als die Bundesregierung als maximales Ziel gesetzt hat. (1) Es ist die Verantwortung der Politik, unsere wertvollen Böden für zukünftige Generationen zu erhalten.

Auf die Frage, wie wir bezahlbaren Wohnraum schaffen können, kann die Antwort nicht „bauen, bauen, bauen“ lauten. Viele aktuelle Bespiele aus Städten, in denen sehr viel gebaut wird, zeigen, dass wir durch den Bau von neuen Wohnungen die Mietpreise nicht unter Kontrolle bekommen, sondern die Mieten und Preise eher steigen. In Konstanz wird derzeit viel Wohnraum gebaut: Am sogenannten Laubenhof, im Telekomhochhaus oder beispielsweise in Ortsteilen wie Allmannsdorf. Was dort aber entsteht, sind keine bezahlbaren Wohnungen für Konstanzer Familien, sondern meist schlichtweg Anlageobjekte für Investoren aus Stuttgart oder München. (2)

Die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum in Konstanz ist für mich eine zentrale Aufgabe für die nächsten acht Jahre. Bezahlbarer Wohnraum wird allerdings nicht durch den Bau neuer Wohnungen erreicht, sondern in erster Linie durch ein Umdenken in der Wohnungspolitik.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Freiburg, wo ich diese Woche war, um deren neues Wohnkonzept kennenzulernen: Die Mieten bei der Freiburger Stadtbaugesellschaft sollen auf 30 % des Haushaltseinkommens der Mieter*innen begrenzt werden. Der Durchschnittsmietpreis soll unter 25% des Mietspiegels der Stadt Freiburg liegen. Außerdem werden die Freiburger*innen aktiv dazu ermutigt, Wohngeld des Bundes zu beantragen. So werden die Bundesmittel für das Wohnen stärker beansprucht. Ich möchte von solchen erfolgreichen Maßnahmen in anderen Städten lernen und sie auf Konstanz übertragen.

Ein zentraler Aspekt in der Konstanzer Wohnungspolitik ist, dass wir als Stadt keine öffentlichen Grundstücke und Immobilien mehr an Investoren verkaufen dürfen wie am Laubenhof, sondern sie an die städtische WOBAK, Genossenschaften oder gemeinnützig in Erbpacht vergeben. So entstehen mehr bezahlbare Wohnungen.

Außerdem müssen wir bestehenden Wohnraum effektiver nutzen und an den Bedarf der Menschen anpassen. in Konstanz leben über 53% der Menschen in Single-Haushalten. Das sind auf der einen Seite Studierende und auf der anderen Seite viele ältere Menschen. (3) Wir müssen daher in Gebäuden, wo immer möglich, die Struktur der Wohneinheiten ändern und mehr kleinere Wohnungen schaffen, da diese gerade primär gesucht werden. Und wir müssen den Bestand auch ausbauen und dadurch eine Nachverdichtung schaffen.

Durch eine Wohnungstauschbörse können wir zudem ohne großen Aufwand Konstanzer*innen helfen, die aktuell in über- oder unterdimensionierten Wohnungen leben, eine passende Wohnung entsprechend ihres Bedarfs zu finden. Und wir müssen den Leerstand feststellen und diesen wieder zum Wohnen zur Verfügung stellen.

In einem Aufsatz hat der renommierte ETH-Professor und Stadtplaner Vittorio Lampugnani im Jahr 2019 dargelegt, wie wir mit einer „sparsamen Architektur“ in der Klimakrise bestehen können. Wir müssen mit unseren Lebensgrundlagen sparsam umgehen. (4) Das Bedeutet aber beispielsweise auch, bei Ansiedlungen von neuen Firmen oder bei einer Erweiterung der Hochschulen neu bauen zu müssen. Dazu können wir auf bereits versiegelten Flächen wie am Döbele oder auch auf Flächen wie den Hafner zurückgreifen. Bedingung muss sein, dass diese neuen Gebäude dann bereits im Bau klimaneutral sind.

Ja, ich nehme das Ziel einer klimaneutralen Stadt ernst. Diese Haltung vertrete ich während meiner Kandidatur für das Amt des Konstanzer Oberbürgermeisters und ich werde dieses Ziel auch nach der Wahl ernst nehmen. Als Oberbürgermeister von Konstanz stehe ich für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, eine solidarische und soziale Stadtgesellschaft und eine gelebte Demokratie. Nur im Einklang aller drei Bereiche schaffen wir eine ökologische, soziale und lebenswerte Stadt Konstanz.